“Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit”

Folge 7 | Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Rproduzierbarkeit

Teil 1: Rückblick: John Berger Ways of Seeing // vier Folgen: die Reproduzierbarkeit von Kunst und Kunstwerken, Technologien und wie sie unsere Art zu sehen beeinflussen, // Geschlechter, Sex, Nacktheit und weibliche Körper in der Kunst als Objekt männlicher Begierde // Kunst als Besitz und Geschäft // Kunst und Werbung, Manipulation

Teil 2: Benjamin das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit Das Kunstwerk und sein religiöser, magischer Ursprung // die Aura als Begriff der Kunst / Kultwert vs. Ausstellungswert // quantitative Veränderung schlägt in eine qualitative um // die Fotografie eine Kunst oder – müsste man nicht fragen: verändert die Fotografie nicht die Kunst im Ganzen?

Teil 3: Ausblick: Benjamin zweiter Teil : der Film und die Kunst // Kritik Adornos an Benjamin // und schliesslich: digitale Reproduzierbarkeit

»Die Definition der Aura als ›einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag‹, stellt nichts anderes dar als die Formulierung des Kultwerts des Kunstwerks in Kategorien der raum- zeitlichen Wahrnehmung. Ferne ist das Gegenteil von Nähe. Das wesentlich Ferne ist das Unnahbare. In der Tat ist Unnahbarkeit eine Hauptqualität des Kultbildes. Es bleibt seiner Natur nach ›Ferne so nah es sein mag‹. Die Nähe, die man seiner Materie abzugewinnen vermag, tut der Ferne nicht Abbruch, die es nach seiner Erscheinung bewahrt.« (Benjamin 2013, 480) 

»Mit den verschiedenen Methoden technischer Reproduktion des Kunstwerks ist dessen Ausstellbarkeit in so gewaltigem Maß gewachsen, daß die quantitative Verschiebung zwischen seinen beiden Polen (…) in eine qualitative Veränderung seiner Natur umschlägt. (…) so wird heute das Kunstwerk durch das absolute Gewicht, das auf seinem Ausstellungswert liegt, zu einem Gebilde mit ganz neuen Funktionen, von denen die (…) künstlerische (…) man später als eine beiläufige erkennen mag.« (Benjamin 2013, 484) 

»In der Photographie beginnt der Ausstellungswert den Kultwert auf der ganzen Linie zurückzudrängen. Er bezieht eine letzte Verschanzung, und die ist das Menschenantlitz. Keineswegs zufällig steht das Portrait im Mittelpunkt der frühen Photographie. Im Kult der Erinnerung an die fernen oder die abgestorbenen Lieben hat der Kultwert des Bildes die letzte Zuflucht. Im flüchtigen Ausdruck eines Menschengesichts winkt aus den frühen Photographien die Aura zum letzten Mal.« (Benjamin 2013, 485)

Quelle:

Benjamin, Walter. 2013. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Dritte Fassung). In: Gesammelte Schriften, Band I.II Abhandlungen, hg. von Rolf Tiedemann, Hermann Schweppenhäuser, Theodor W. Adorno, und Gershom Scholem, 471–508. 6. Aufl. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 931. Frankfurt am Main: Suhrkamp.


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