Idiosynkrasien: vom Eigenen und Eigenheiten (KE 2025-1)

KEV | Sommersemester 2025 | Prof. Dr. Moritz Klenk

Herzlich willkommen zu Vorlesung und Seminar “Idiosynkrasie” im Sommersemester 2025. In diesem Dokument finden Sie die wichtigsten Informationen zur Veranstaltung.

Inhalt:

Idiosynkrasie leitet sich vom Griechischen idiosynkrāsía ab, was eine “‘besondere Mischung der Körpersäfte, die darauf beruhende Beschaffenheit des Körpers und sein entsprechendes Verhalten’ [bezeichnet], zu griech. ídios (ἴδιος) ‘abgesondert, eigen, eigentümlich, privat’ in Verbindung mit syn- ‘zusammen’ (…) und griech. krāsis (κρᾶσις) ‘Mischung'” bedeutet (Siehe https://www.dwds.de/wb/Idiosynkrasie#etymwb-1).

Ursprünglich als medizinischer Begriff geprägt benennt er heute meist allgemein Eigenheiten menschlichen Verhaltens, oft als pathologische Abweichung oder ‘Fehlbildung’. In der Kunst dagegen werden Idiosynkrasien bisweilen als Zeichen für Genie und als Quelle der Kreativität betrachtet. Das Eigentümliche, Seltsame mag zugleich das Irreduzible, Besondere sein…

Die Vorlesung begibt sich auf die Spuren dieser Eigentümlichkeiten, der Verschrobenheit, des Seltsamen, all dessen, mit dem wir als Individuen nicht in der Norm aufgehen; auf die Suche nach dem, für das einem die Worte fehlen, oder für jene Ticks, Vorlieben und Abneigungen, für die man bei anderen kein Verständnis findet, von welchen wir aber nicht ablassen können… warum eigentlich? Sind es vielleicht genau jene Eigenheiten, die uns überhaupt erst einen eigenen Zugang zur Welt erlauben, die uns in unserem Wesen bestimmen? Sind Idiosynkrasien Quellen von Schöpfungskraft, Kunst, Erkenntnis?

Dabei geht es – natürlich – nicht um eine psychologische oder medizinische Diagnose, sondern um kulturwissenschaftliche und künstlerisch-wissenschaftliche Fragen: wie sind Idiosynkrasien philosophisch, kulturwissenschaftlich, künstlerisch zu verstehen? Kann Idiosynkrasie eine Methode sein? Wie lässt sich über dieses, das so schwer verständlich gemacht werden kann, denken, gestalterisch darstellend arbeiten, sprechen? Wie ‘verrückt’ kann man sein – oder sollte man vielleicht werden?

Die Vorlesung eröffnet einen Diskurs der Idiosynkrasie als Methode, als Form der Autotheorie, als offene Darstellung der Arbeit am Eigenen. Begleitet wird sie von einem Seminar, das in Diskussion und praktischen Übungen die Fragen der Vorlesung aufgreift, transponiert, übersetzt, und auf Aneignung zielt. 

Ziele und Kompetenzen:

Theoretisches und kulturwissenschaftliches Verständnis von Idiosynkrasien in Kunst, Kultur und Gesellschaft; Übung wissenschaftlicher (und künstlerischer) Reflexion von Idiosynkrasien als Phänomen der Kunst und wissenschaftlich-künstlerischen Praxis; Praxis der Idiosynkrasie und Idiosynkrasie der Praxis;

Aufgaben und Prüfungsleistungen: CA / PA / HA

Voraussetzungen: Grundstudium

Anmeldung: per Email bis zum 17. März 2025

Ort: Gebäude H, Raum H0706

Zeit: Montags, 15:20 – 16:50 Uhr (Vorlesung), Montags 17:00 – 17:45 Uhr (Seminar) (plus Gruppenbesprechungen zu den Projekten)


Der Veranstaltungsplan

ABSCHNITT I: Die Entdeckung des Eigenen

2024/03/17 — keine Sitzung — (Semestereröffnung)

2024/03/24 1. Sitzung: Einführung
Plan der Vorlesung, Lektüreliste, Termine, Prüfungsleistung

Lektüre (freiwillig):
Sloterdijk, Peter. 1993. Weltfremdheit. 1. Aufl. Edition Suhrkamp, 1781 = N.F., Bd. 781. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Seiten 14-25.

2024/03/31 2. Sitzung: Leben – Kunst – Lebenskunst

Lektüre: tba.

2024/04/07 entfällt

ABSCHNITT II: Idiosynkrasien

2024/04/14 3. Sitzung:

Lektüre:
Bovenschen, Silvia. 2007. Über-Empfindlichkeit: Spielformen der Idiosynkrasie. 1. Aufl. Suhrkamp Taschenbücher 3906. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Seiten: ?? – ??

2024/04/21 — keine Sitzung — (Ostermontag)

2024/04/28 4. Sitzung: Roland Barthes Über mich selbst

Lektüre:
Barthes, Roland. 2019. Über mich selbst. Hg. von Jürgen Hoch und Christian Linder. Berlin: Matthes & Seitz. Seiten ?? – ??

2024/05/05 entfällt

2024/05/12 — keine Sitzung — (Blockwoche)

ABSCHNITT III: Autotheorie, etc.

2024/05/19 5. Sitzung: Auto-Theorie

Lektüre:
Busch, Kathrin. 2023. Autotheorie: Selbstgebrauch als Wissensform. In: An den Rändern des Wissens: Über künstlerische Epistemologien, hg. von Kathrin Busch, Barbara Gronau, und Kathrin Peters, 3:139–153. 1. Aufl. Wissen der Künste. Bielefeld, Germany: transcript Verlag, 27. Dezember.

2024/05/26 6. Sitzung: Idiosynkrasie als Methode

Lektüre
Schulze, Holger. 2016. Idiosyncrasy as Method. Seismograf.org (August). http://seismograf.org/en/fokus/fluid-sounds/idiosyncracy-as-method (zugegriffen: 19. Mai 2018).

2024/06/02 7. Sitzung: (Über) sich selbst schreiben

Lektüre:
Foucault, Michel. 2005. Über sich selbst schreiben. In: Schriften, Dits et Ecrits, Band IV: I980-I988, 503–521. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

2024/06/09 — keine Sitzung — (Pfingstferien)

ABSCHNITT IV: Medium werden

2024/06/16 8. Sitzung: Medium der Gegenwart (Porombka)

Lektüre:
tba.
Seiten: ?? – ??

2024/06/24 9. Sitzung: Experimentelle Ordnungen

Lektüre:
tba.
Seiten: ?? – ??

2024/07/01 10. Sitzung: Resümee, Iterationen

Link zum Material:

https://teaching.experimentality.org/materialien-idiosynkrasien